Dental digital – der digitale 360° Workflow im Dentallabor
Zu Beginn sei gesagt: DEN EINEN digitalen 360° Workflow im Dentallabor gibt es nicht. Zum einen kommt es immer auf den Patientenfall an, denn jede/r Patient:in ist individuell und bringt unterschiedlichste Anforderungen mit sich und zum anderen sind auch die Strukturen und Abläufe in Dentallaboren nicht zwingend miteinander vergleichbar.
In jedem Arbeitsschritt verbessert ein digitaler Dental-Workflow die Kommunikation zwischen Behandelnden und Mitarbeitenden im Dentallabor. Ein komplett digitaler Workflow bietet die Möglichkeit, den Auftrag in jedem erfassten Arbeitsschritt zu verfolgen sowie Informationen just in time bereitzustellen.
In den folgenden Abschnitten erhalten Sie einen Überblick darüber, wie ein digitaler 360° Workflow im Dentallabor im Detail aussehen könnte.
1. Auftragsgrundlage Mundsituation und Farbwahl
Gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten wird besprochen, welche Art von Versorgung beauftragt wird. Dazu zählen unter anderem auch Informationen bezüglich Material und Zahnfarbe. Oft wird bei diesem ersten Schritt ein Bild der Mundsituation erstellt. Diese Daten stellen unter anderem die Grundlage für einen Kostenvoranschlag dar. In einem digitalen 360° Workflow werden diese Informationen bereits digital von der Zahnarztpraxis an das Dentallabor übermittelt.
Vorteil:
Das Dentallabor hat die Möglichkeit bereits auf Basis dieser Daten einen digitalen Patient:innenfall anzulegen, einen Kostenvoranschlag zu erstellen und digital an die Praxis zu übermitteln. Durch die digitale Übermittlung der Situation und des Versorgungswunsches wird das Risiko von Missverständnissen auf ein Minimum reduziert.
2. Beauftragung durch Übermittlung des Intraoralscans
In einem digitalen 360° Workflow wird der Abdruck virtuell mithilfe eines Intraoralscanners genommen und diese Daten direkt an das Dentallabor übermittelt.
Vorteil:
Dieser Vorgang passiert in Echtzeit und spart damit Zeit und Ressourcen. Sollte der Scan zu ungenau sein, hat das Dentallabor die Möglichkeit direkt Rückmeldung zu geben, sodass eine Wiederholung stattfinden kann, solange der/die Patient:in noch beim Behandelnden vor Ort ist.
3. Virtuelle Modellerstellung und Modellation der Versorgung (CAD)
Der in Schritt Eins erstellte Patient:innenfall wird um die Scandaten angereichert, fließt nun in die Kapazitätsplanung ein und wird einem/einer Mitarbeiter:in zugeteilt. Auf Basis des Scans wird das virtuelle Modell erstellt und auf dieser Basis, unter Berücksichtigung aller im Patient:innenfall hinterlegen Informationen, die Arbeit mit der dentalen CAD-Software (beispielsweise 3Shape oder exocad) virtuell modelliert.
Vorteil:
Durch die virtuelle Erstellung des Modells, welches als Arbeitsgrundlage für die anschließende virtuelle Modellation dient, werden Fehler in Bezug auf Passung von Modell und Gerüst ausgeschlossen. Auch in diesem Schritt werden Zeit und Ressourcen gespart, denn ein aufwändiger Modellscan ist an dieser Stelle nicht mehr notwendig.
4. Fertigung von Modell und Gerüst (CAM)
Modell und Gerüst, üblicherweise im STL-Datenformat, werden an die Maschinen übermittelt und zur Fertigung vorbereitet. Die Daten für das Modell werden in der Regel an 3D-Drucker übergeben, die Daten des Gerüsts – je nach Art und Material der Versorgung – an Fräsen, LaserMelting Anlagen oder ebenfalls an 3D-Drucker. Mit einer dentalen CAM-Software werden die Daten so aufbereitet, dass sie für die subtraktiven oder additiven Fertigungsverfahren bereit sind.
Vorteil:
Durch den dentalen CAD/CAM Prozess sind Gerüste jederzeit leicht reproduzierbar. Zudem haben Sie jederzeit die Möglichkeit die Produktion bei Engpässen oder schwierigen Materialien – die Sie selbst zwar weiterverarbeiten, aber in Ihrem dentalen CAM-Prozess nicht verwenden (beispielsweise Gold oder Titan) – auszulagern.
5. Qualitätsmanagement
Bevor das Gerüst auf das Modell aufgepasst und anschließend weiter ver- bzw. bearbeitet wird, werden beide Bauteile auf Qualität geprüft, indem sie beispielsweise mit den virtuellen Daten verglichen werden. An dieser Stelle werden in der Regel auch nochmal Auftrag und Patientendaten geprüft.
Vorteil:
Der digitale Dental-Workflow bietet an dieser Stelle die Möglichkeit, die konstruierten Datensätze mit dem produzierten Bauteil zu vergleichen und nochmal mit der Situation und den bereitgestellten Informationen abzustimmen.
6. Auftragsverfolgung bis zur Auslieferung in der Praxis
Dieser Teil des Herstellungsprozesses erfolgt analog. Dabei wird die Patient:innen-Arbeit zu jederzeit mit dem digitalen Laufzettel begleitet, sodass zu jederzeit geprüft werden kann, ob der Auftrag in time ist, bzw. auf welchem Arbeitstisch sich der Auftrag aktuell befindet. Nach abschließender Endkontrolle wird die Patient:innen-Arbeit in den Versand gegeben.
Vorteil:
Zu jedem Zeitpunkt kann eine Aussage darüber getroffen werden, wo sich der Auftrag befindet und ob dieser in der Zeit ist. Je nach Fortschritt kann in den Prozess eingegriffen und ggf. können Planänderungen vorgenommen werden.
FAZIT
Ein digitaler 360° Workflow hat zum Ziel Sie in Ihrem Dentallaboralltag zu unterstützen, Kommunikation zwischen Behandelnden und Zahntechniker:innen, sowie zwischen den Abteilungen eines Dentallabors zu erleichtern und damit Missverständnissen vorzubeugen und entgegenzuwirken. Durch die freigewordenen Ressourcen haben Sie die Möglichkeit, Ihre Zeit in eine intensivere Beratung, Fachgespräche, Einarbeitung in neue Technologien und wertschöpfendere Aufgaben, wie z.B. keramische Verblendungen, zu investieren.
Sie haben Fragen dazu, wie Sie Outsourcing an ein Fertigungszentrum in Ihren digitalen 360° Workflow integrieren, oder möchten mit einem unserer Experten zu anderen Themen bzgl. der Digitalisierung in Ihrem Dentallabor sprechen? Kontaktieren Sie uns. Unsere Experten beraten Sie gerne!