IDS 2023 in Köln
Ein Recap von Christoph Lauer

Die Internationale Dental Schau (IDS) zog vom 14. - 18. März 2023 zu ihrem 100. Geburtstag und ihrem 40. Jubiläum die gesamte Branche in die Domstadt Köln. 120.000 Fachbesucher aus 162 Ländern hielten sich auf insgesamt 180.000 Quadratmetern auf und informierten sich bei 1.788 ausstellenden Unternehmen aus 60 Staaten zu Branchenthemen. Mit einem Internationalitätsgrad von 60 % macht die Internationale Dental Schau ihrem Namen alle Ehre. Auch die Besucherqualität war sehr hoch. 80 % der Besucher gaben an, Entscheider bzw. an Entscheidungen im Unternehmen beteiligt zu sein. *

Aber genug der Zahlen. Wenden wir uns den Themen vor Ort zu:
Nach der noch durch die Corona-Pandemie geprägte „IDS-light“ im Herbst 2021 war es dieses Jahr wieder schön, eine Messe ganz ohne Einschränkungen zu erleben – das war allen Ausstellern anzumerken. So konnte die IDS wieder ihre Qualitäten als Möglichmacher für Austausch und Sichtbarmacher für Marken, die sich (neu) positionieren möchten, ausspielen. Im Bereich wirklicher Innovationen oder sogar „Revolutionen“, wie sie Hersteller gerne immer wieder ausrufen, war diese IDS aber nicht die stärkste der jüngeren Vergangenheit. Die Gründe hierfür sind sicher ausstellerspezifisch, aber auch branchenübergreifend bei der Medizinprodukte-Verordnung (MDR) zu suchen.

IDS 2023 Recap

MDR als möglicher Innovationshemmer auf der IDS 2023

Wer sich mit dem Dentalmarkt beschäftigt, den überrascht die vergleichsweise geringe Anzahl an wirklich neuen Produkten nicht. Die Medizinprodukte-Verordnung (MDR) trägt einen Anteil daran. Zum einen sind personelle Ressourcen in den Unternehmen für die Zertifizierungsverfahren gebunden und zum anderen dürfen neue Produkte nur nach erfolgreicher MDR-Zertifizierung, aber nicht mehr unter der „alten“ Medizinprodukte-Richtlinie (MDD), in Verkehr gebracht werden. Nicht verwunderlich also, dass eher „Weiterentwicklung bestehender Produkte“ präsentiert wurden. Einige europäische Unternehmen überlegen, Neuentwicklungen zunächst auf dem US-Markt zu launchen, denn hier erfolgen die Zulassungen für viele Produkte inzwischen oft schneller, planbarer und mit geringeren Kosten. Wenn sich die Innovationen dort bewähren, lohnt es sich die Zertifizierung auch für die EU auf den Weg zu bringen.

Trends der IDS 2023

Auch wenn die Innovationskraft der Dentalbranche etwas gehemmt scheint, so ist die IDS weiterhin der Indikator für Trends. Noch immer ist hier die Richtung kleinere, günstigere Geräte mit einer verbesserten Usability. Zielgruppe hierfür: Dentallabore, die damit inhouse ihren dentalen digitalen Workflow erweitern können. Ob die Branche dabei nicht Produkte am Fachkräftemangel vorbei entwickelt, wird sich zeigen. Denn auch wenn die Geräte kleiner und benutzerfreundlicher sind, fällt so zusätzliche Arbeit im Dentallabor an, die vorher ausgelagert oder in lang eingespielten Prozessen erledigt wurde. Ob zum Beispiel die Anschaffung einer LaserMelting Anlage für Dentallabore sinnvoll ist, haben wir für Sie in unserem Beitrag „LaserMelting Anlage für mein Labor – rentiert sich das?“ diskutiert.

IDS 2023 Recap

Fachkräftemangel in der Dentalbranche – Lösungen auf der IDS

Fehlende Ressourcen sind ein großes Thema. Etwas, das so präsent ist und auf unterschiedlichste Arten und Weisen alle Marktteilnehmer beschäftigt, bleibt auch der IDS natürlich nicht fern. Die Besucher waren auf der Suche nach Lösungen. Wie den Arbeitsalltag so gestalten, dass personelle Ressourcen optimal eingesetzt werden können? Von Outsourcing über die Verbesserung der digitalen Prozesskette bis hin zum Einsatz neuer Technologien, wie zum Beispiel dentalen Poliermaschinen – alle Optimierungsmöglichkeiten, die die Dentalindustrie bietet, wurden genaustens unter die Lupe genommen.

Digitalisierung der Dentalbranche – auch Fokusthema auf der IDS 2023

Der Anknüpfungspunkt, der hierbei am meisten in die Mitte rückte, war die fortschreitende Digitalisierung in Dentallaboren und Fertigungszentren. In unserem Beitrag „Technologische Entwicklungen in der Dentalbranche“ haben wir bereits vom Internet of Things (IoT) gesprochen. Vielleicht erinnern Sie sich – wenn der Kühlschrank seine eigene Einkaufsliste erstellt. So ähnlich funktioniert eine Entwicklung von Ivoclar. Das intelligente Lagersystem erfasst und bestellt Material eigenständig, selbst die Inventur funktioniert auf Knopfdruck.

Aber nicht nur für Dentallabore hatte die Digitalisierung auf der IDS einen hohen Stellenwert. Auch in Zahnarztpraxen schreitet der Paradigmenwechsel weiter fort. So drängt der Intraoralscan die klassische Abdrucknahme weiter in den Hintergrund. Voraussichtlich wird in den nächsten zwei Jahren die Mehrheit an Zahnarztpraxen einen Intraoralscanner haben und damit die Abdrucknahme digitalisieren. Ein großer Schritt in Richtung eines 360° digitalen Workflows.

Weiterentwicklung der Materialien für die additive Fertigung

Die Digitalisierung ist also nach wie vor eines der Fokusthemen der IDS. In erster Linie, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, aber auch, weil mit ihrer Hilfe erst der Einsatz von neuen Materialien möglich wird. Dabei ist immer mehr eine Bewegung von subtraktiven Verfahren hin zur additiven Fertigung zu erkennen. So kommen im Kunststoffbereich immer bessere provisorische Materialien, die die „Kinderkrankheiten“ der ersten Generation hinter sich gelassen haben und auch vermehrt permanente Materialien auf den Markt.

Auch im Bereich Keramik 3D-Druck sind Fortschritte erkennbar. Wir konnten auf der IDS 2023 drei Firmen identifizieren, die Materialien entwickeln, welche für den Patientenmund freigegeben sind. Hier stecken wir aber noch in den Kinderschuhen, denn von der Ästhetik, die Sie von subtraktiven Fertigungsverfahren gewohnt sind, sind die Ergebnisse noch weit entfernt.

FAZIT

Zentrales Thema auf der IDS war auch in diesem Jahr wieder die Digitalisierung in der Dentalbranche. Hier findet sich die Branche nach wie vor im Umbruch – und die Prozesse sind sicher noch nicht perfekt. Ein kleines Sinnbild dafür ist das digitale Messeticket der IDS. Denn wenn von digitalen Messetickets gesprochen wird, ist gemeint, dass sie so lange digital sind, bis man das Messegelände betritt. Hier erhält man dann doch wieder ein ausgedrucktes Ticket. Aber auch wenn wir jetzt ein wenig darüber schmunzeln – ein Schritt in die richtige Richtung ist es allemal.

Und dann wäre da noch die Medical Device Regulation – denn trotz der Verlängerung der Übergangsfrist der MDR schwebt sie nach wie vor wie ein Damoklesschwert über der Branche und sorgt sowohl bei Zahntechnikern als auch bei der Industrie für Verunsicherung, bindet personelle Ressourcen und verzögert scheinbar Innovationen.

Jedenfalls machen wir uns jetzt an unsere Hausaufgaben und werden den wertvollen Input, den wir von der IDS 2023 mit nach Augsburg gebracht haben, sortieren und sehen, was wir für Sie daraus machen. Bleiben Sie also gespannt!

Sie möchten zu Themen von der IDS 2023 mit unseren Expert:innen in den Austausch gehen? Kontaktieren Sie uns. Wir freuen uns über Ihren Input!



*Quelle: Schlussbericht der IDS 2023
https://www.ids-cologne.de/presse/presseinformationen/presseinformationen-der-ids/