Was ist eine Stegprothese?

Eine Stegprothese ist ein kombinierter Zahnersatz. Die Versorgung besteht aus einem fest im Kiefer verankerten Element – entweder chirurgisch festsitzende Implantate oder mindestens zwei verbliebene natürliche Zähne – und einer herausnehmbaren Komponente. Beide Teile sind durch einen Steg miteinander verbunden, und damit fest im Kiefer implementiert. Implantate bzw. Restzähne und Steg bilden die im Kiefer festsitzende Primärkonstruktion. Das klassische Stegkonzept umfasst vier Implantate, um eine breite Abstützung und starken Halt zu erzielen sowie eine Kippwirkung der Prothese zu vermeiden. Die Stegkonstruktion verblockt die Implantate und stellt sicher, dass diese selbst bei einer direkten Sofortbelastung nach dem Einsetzen unbeweglich und stabil bleiben. Die herausnehmbare Zahnprothese weist basal einen Stegreiter mit Aussparungen auf, der passgenau auf den Steg gleitet. Optional wird dieser durch zusätzliche, einfach austauschbare Retentionselemente wie Preci-Vertix-Matrizen oder auf den Steg aufgeschraubte Locatoren unterstützt. Stegprothesen kommen bei der Versorgung des Unter- als auch des Oberkiefers zum Einsatz und sind als Teilprothese oder implantatgetragene Vollprothese realisierbar.

Side fact
Mit der Stegtechnik hat die Erfolgsgeschichte der Implantate durch den schwedischen Orthopäden und Forscher Per-Ingvar Brånemark in den 1960er-Jahren begonnen. Über lange Zeit galten Stege als die einzige sichere Technik, um zahnlose Patient:innen mit Zahnimplantaten zu versorgen. Eine Stegversorgung ist im Übrigen nicht zu verwechseln mit einem All-on-4 Zahnersatz: Dieser umfasst vier Implantate und darauf aufbauend eine festsitzende, nicht herausnehmbare Prothese.

Wann kommt die Stegprothese zur Anwendung?

Eine Stegprothese ist ideal, wenn sich Patient:innen nur vier Implantate leisten möchten, auf eine herausnehmbare Lösung setzen und sich zügig eine endgültige und voll belastbare Zahnprothese mit hoher Lebensdauer sowie eine optimale Herstellung von Ästhetik und Kaufähigkeit wünschen. Empfehlenswert ist die Stegprothese, wenn im dorsalen Oberkieferbereich kein Sinuslift mit Einbringung von geeignetem Knochenersatz und langfristiger Heilung möglich oder erwünscht ist und sich der Restzahnbestand sehr reduziert oder stark angegriffen zeigt. Durch die Verblockung der Implantate per Steg findet kein weiterer Knochenabbau aufgrund von Überlastung statt.

Die Herstellung einer Stegprothese

Ob als Teil- oder Vollprothese: Eine Stegprothese bietet eine verlässliche dentale Dauerlösung, die die Vorteile von festsitzenden Brücken und herausnehmbaren Lösungen in sich vereint.

Herstellungsoptionen: konfektioniert versus individuell

Hier gibt es zwei Alternativen: ein konfektionierter Steg oder ein individuell hergestellter Steg. Der konfektionierte Steg – zum Beispiel ein Dolder-Steg – weist ein vorgefertigtes Profil mit integrierten Stegreitern zur Aufnahme der Prothese auf. Vorgefertigt bedeutet in der Regel immer auch kostengünstiger, allerdings passt Konfektion eben nicht immer optimal auf jede Kiefersituation. Konfektionierte Stege weisen deutlich höhere Komplikationen im Bereich des Retentionsverlusts auf als individuelle Stege. Ein individueller Steg passt hingegen maßgefertigt auf den Kiefer und nutzt die meist geringen Platzverhältnisse maximal für Retentionsflächen. Die Retention ist somit exzellent, das vermittelt Sicherheit mit der Zahnprothese im Alltag. Aufgrund der starren Konstruktion mit einer rigiden Verankerung sinkt die Komplikationsrate.

Herstellungsarten: Guss, Fräsen, LaserMelting

Früher wurden Stegprothesen im Gussverfahren angefertigt. Hierbei können verfahrensbedingt aufgrund der Erstarrung gegossener Metallteile und Schwindung des Werkstoffvolumens wegen der Abkühlung Lunker und Materialverzüge auftreten. Moderne Herstellungsmethoden in der Steg-Zahntechnik setzen auf die homogene und spannungsfreie digitale CAD/CAM-Fräsung aus den Materialien CoCr (NEM) oder Titan. Auch im LaserMelting – einem additiven Verfahren mit höchster Filigranität und Präzision, dessen Resultate ein Metallgefüge in der Qualität von gewalztem Industriestahl aufweisen – sind Stege umsetzbar. Fräsen und LaserMelting haben spezifische Vor- und Nachteile beim Produktionsprozess und in der Nachbearbeitung. Der gefräste Steg benötigt weniger Nacharbeiten verglichen zur LaserMelting-Herstellung. Dafür zeigt sich beim LaserMelting die Produktion kosteneffizienter.

Verbindung Abutment mit Steg

Eine Stegprothese auf Implantatbasis besteht aus zwei Teilen, dem, mit dem Implantat verschraubten Abutment, und dem exakt dazu passenden Gegenstück in der Prothese. Das Implantat wird im Knochen der Patient:innen verankert, das Abutment dient als Bindeglied zu der Stegprothese im Ober- und/oder Unterkiefer. Das Abutment wirkt wie ein Pfeiler und wird entweder mit dem Steg verklebt oder direkt zusammen mit dem Steg als eine Einheit produziert, was mehr Stabilität bringt, da Klebeprozesse immer potenzielle Gefahrenherde für Erosionen darstellen. Allerdings können Abutments – je nach Kiefersituation und Einschubrichtung – nicht immer als Einheit mit dem Steg produziert werden.

Metallfreie Alternativen

Steg und Implantate werden in der Regel aus Titan gefertigt, das besonders haltbar und widerstandsfähig ist. Ebenso sind Konstruktionen aus Nichtedelmetallen (NEM) oder aus Goldlegierungen möglich. Auch der Einsatz von Galvanotechnik ist machbar.

Alternativ bieten sich metallfreie Varianten mit hoher Biokompatibilität aus Zirkonoxid für den primären Steg und aus dem Hochleistungskunststoff PEEK für den sekundären Stegüberwurf an.

Stegarbeit aus Zirkon mit Stegüberwurf aus PEEK

Eine Stegarbeit aus Zirkon mit Stegüberwurf aus PEEK

Vorteile der Stegprothese

  • Bewährte, sichere Methode eines herausnehmbaren Zahnersatzes auf Implantatbasis oder als zahngeführter Steg, selbst bei Knochenschwund im hinteren Kieferbereich

  • Fester Halt der Prothese auf dem Steg, funktionell wie festsitzende Zähne

  • Schnelle, endgültige Sofortversorgung

  • Einfache Handhabung für Patient:innen

  • Keine Gaumenplatte im Oberkiefer nötig, daher optimales Mundgefühl, keine Beeinträchtigung von Geschmacksempfinden und Sprache

  • Kein weiterer Knochenabbau aufgrund von Überlastung

  • Graziler Steg mit viel Platz für die ästhetische Versorgung

  • Möglichkeit des ästhetischen Ausgleichs bei starker Kieferatrophie durch zahnfleischfarbene Prothesensättel inklusive Unterfütterung

  • Einfacher und kosteneffizienter Austausch der Retentionselemente bei Verschleiß des Stegreiters

  • Parodontalhygienisch eine saubere Lösung bei guter Reinigungstoleranz

Nachteile der Stegprothese

  • Aufwendige Herstellung für Dentallabore, da hohe Material- und Arbeitskosten

  • Teuer für Patient:innen (zählt nicht zur Regelversorgung der Krankenkassen)

  • OP erforderlich bei Implantaten

  • Mögliches Fremdkörpergefühl, Stichpunkt: Prothesengefühl

  • Schwierige Reinigung des Stegreiters, evtl. Verbleib von Speiseresten unter der Prothese, professionelle Zahnreinigung empfehlenswert

  • Bei Metalllösungen: Abrieb mit Minderung der Fixation, Alternative: zusätzliche Retentionselemente wie Preci-Vertix-Matrizen oder auf den Steg aufgeschraubte Locatoren