Dentaltourismus ist kein neues Phänomen, wird aber durch die zunehmende Globalisierung auf dem Dentalmarkt weiter begünstigt. Die Globalisierung vereinfacht den Prozess der Informationssuche nicht nur für Unternehmen der Dentalbranche, sondern auch für digitale Patient:innen, denen es durch offene Grenzen, Preistransparenz und durch die Informationsquelle Internet erleichtert wird, sich für ihr persönliches Bestangebot zu entscheiden. 

In den deutschen Zahnarztpraxen spielt Dentaltourismus dabei eine eher untergeordnete Rolle, da die Patient:innen ein enges Vertrauensverhältnis zu ihren Behandler:innen pflegen. Mit Sicherheit ist hierfür die Skepsis von Patient:innen in Bezug auf gleich gute Qualität der Behandlung im Ausland ein Grund.

Bei Auslandszahnersatz sieht es hier schon anders aus. Schätzungen zu Folge kommen ca. 30 % des Zahnersatzes in Deutschland aus dem Ausland. Auslandszahnersatz steht im Wettbewerb mit den hiesigen Dentallaboren, dennoch ist die Produktion von Zahnersatz im Ausland aus Sicht deutscher Dentallabore nicht per se als schlecht anzusehen. Labore profitieren von internationalen Kooperationen gerade in Bezug auf Erfahrungsaustausch, Einführung neuer Technologien und Werkstoffe sowie die Entwicklung verbesserter Behandlungsmöglichkeiten. 

Einer der größten Vorteile, die die Globalisierung mit sich bringt, ist die große Preistransparenz. Anbieter kommen online auf verschiedenen Plattformen zusammen und präsentieren ihr Angebot an die Nachfrager – so auch auf dem Dentalmarkt. Angebots- und Preisvergleiche sind lang nicht mehr so aufwendig wie sie es früher einmal waren. Der Wettbewerb ist größer und dadurch sinken die Preise.

Da der Preis aufgrund der zunehmenden Transparenz auf dem Markt nun nicht mehr alleinige Grundlage für Entscheidungen ist, sind die Anbieter dazu gezwungen sich mit ihrer Zielgruppe dedizierter auseinander zu setzen und sich auch als Lösungsanbieter zu präsentieren. Innovationen und ein differenzierteres Produktportfolio sind notwendig, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Praxen und Dentallabore als Nachfrager gewinnen durch die Globalisierung also an Verhandlungsmacht, insbesondere dann, wenn sie sich im Zuge der Marktkonsolidierung zu größeren Praxis- und Laborstrukturen zusammenschließen.

Die Generationen Y und Z sind bereits in einer globalisierten Welt aufgewachsen. Für sie sind Ländergrenzen und ein Leben ohne Internet kaum mehr vorstellbar. Ihr gesamtes Kaufverhalten hat sich dahingehend angepasst. Während die Generationen X und vorherige gerade im beruflichen Kontext noch viel in Katalogen recherchieren und bei Bestellungen zum Telefonhörer greifen, läuft bei den Generationen Y und Z das Kaufverhalten in erster Linie online ab.

Wenn das Angebot passend erscheint, spielen auch Sprachbarrieren und räumliche Distanz kaum mehr eine Rolle.

Der Trend führt also insbesondere bei wenig erklärungsbedürftigen Produkten weg von Außendienstmitarbeitern, hin zu Plattformen als Absatzmittler. Die Informationsphase findet dementsprechend – wie auch der Kauf – online statt. Auch wenn die Kundenreise in erster Linie online passiert, bieten einige Plattformen zusätzlich auch (technischen) Kundensupport.

So verwundert es nicht, dass Amazon als Plattform nicht nur im Konsumenten- sondern auch im Business-to-Business Bereich fest in den Köpfen der Einkäufer verankert ist. In den USA verzeichnet Amazon Business bereits über eine Million Kunden der Dentalbranche. Laut atlas dental kaufen 34 % der US-amerikanischen Ärzte Dentalprodukte über die Plattform. In Deutschland ist Amazon auf dem Dentalmarkt bisher nur mit wenigen Produkten vertreten. Vor zwei Jahren hat es den Bereich Dentalbedarf auf der deutschen Amazon Plattform jedoch noch nicht gegeben – wer weiß also wie sich der E-Commerce Riese zukünftig platzieren wird.