Die Marylandbrücke – kurz und kompakt erklärt
Zur hochwertigen und ästhetisch ansprechenden Versorgung von Frontzahnlücken kann eine Marylandbrücke – auch als Adhäsivbrücke oder Klebebrücke bezeichnet – zum Einsatz kommen. Sie ist eine besonders schonende Form der Zahnprothetik. Bei dieser Art der Versorgung werden die Pfeiler nur leicht beschliffen und der Zahnschmelz mittels Ätztechnik angerauht. Für die Befestigung der Brücke fertigen die Zahnärzt:innen eine Abformung oder einen Scan der präparierten Zähne als Grundlage für die Herstellung der Brücke im Dentallabor an. Mittels eines Spezialklebestoffs wird die Brücke an einem oder zwei Nachbarzähnen fixiert. Passgenaue Adhäsivbrücken können als keramisch verblendete Teilkonstruktionen oder aus Vollkeramik hergestellt werden, sie stellen die Funktion und Ästhetik der natürlichen Zähne wieder vollständig her.

Marylandbrücke als ein- und zweiflügelige Variante
Laut klinischer Studien haben sich einflügelige Marylandbrücken in der Praxis deutlich besser bewährt als zweiflügelige Versionen, vor allem bei Einzellücken im Frontzahnbereich. Die wichtigsten Kriterien:
Einflügelige Variante
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Zahnsubstanzschonende Präparation: Vorbehandlung von nur einem Zahn als Pfeiler notwendig
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Sofortiges Feststellen eines Retentionsverlustes bei Loslösung des Adhäsivflügels
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Verbesserte Mundhygiene durch Nutzung von Zahnseide beim Approximalkontaktpunkt zum Nachbarzahn
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Rationale und wirtschaftliche Herstellung des Zahnersatzes
Zweiflügelige Variante
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Steifigkeit der beiden Zahnpfeiler und der Klebefugen: Einwirkung starker Belastungs- und Scherkräfte bei Kieferbewegungen, vor allem beim Kauen
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Folge: Hohe Gefahr einer unilateralen Loslösung des Adhäsivflügels und damit Retentionsverlust ohne Bemerkung bzw. Ignorierung durch Patient:innen mit erhöhter Kariesgefahr unter dem losgelösten Adhäsivflügel
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Lösung: Abtrennung des losgelösten Adhäsivflügels, Glättung der Zahnklebefläche mit Versiegelung per Kompositkunststoff und Überführung in die prognostisch sichere einflügelige Variante

Einsatzbereiche der Marylandbrücke
Die Marylandbrücke ist eine ästhetische Lösung für den Lückenschluss bei Frontzähnen. In den folgenden Abschnitten betrachten wir ihre vielseitigen Anwendungsbereiche im Detail.
Frontzahnbereich
Die Marylandbrücke dient zum Lückenschluss bei Frontzähnen, da die Kaubelastung und der Druck auf die Frontzähne geringer ist als auf die Seitenzähne. Im Oberkiefer kommt die Marylandbrücke in der Regel nur bei einem fehlenden Frontzahn zum Einsatz. Im Unterkiefer kann die Marylandbrücke bis zu drei fehlende Frontzähne ersetzen, hier empfiehlt sich die zweiflügelige Variante. Voraussetzungen sind, dass der benachbarte Pfeilerzahn bzw. die benachbarten zwei Pfeilerzähne gesund und kariesfrei sind, keine größeren Füllungen aufweisen und der Zahnschmelz intakt ist.
Zahnfleischerkrankungen
Bei Patient:innen mit Zahnfleischerkrankungen und Parodontitis, mit einer fortschreitenden Destruktion des Zahnhalteapparats samt Abbau von Knochen und Haltefasern, Vertiefung der Zahnfleischtaschen und einem dysbiotischen Biofilm auf den subgingivalen Wurzeloberflächen bietet sich zum Lückenschluss die Marylandbrücke an, wenn ein Implantat nicht infrage kommt.
Langzeitprovisorium
Ideal ist die Marylandbrücke als ein funktionales und ästhetisch hochwertiges Langzeitprovisorium bis zum Einsatz eines Zahnimplantats nach einem Kieferknochenaufbau.
Kieferwachstum und Zahnersatz
Bei Kindern und Jugendlichen ohne abgeschlossene Wachstumsphase des Kiefers ist der Einsatz eines Implantats nicht möglich. Hier bietet sich zum Lückenschluss oder als Langzeitprovisorium bis zum Wachstumsabschluss des Kiefers eine Marylandbrücke an. Kieferorthopädische Maßnahmen können durch eine Adhäsivbrücke unterstützt werden.
Materialwahl bei der Marylandbrücke
Als Materialien der Wahl kommen ein Gerüst aus Metall wie Titan oder Kobalt-Chrom (CoCr) samt biokompatibler Keramikverblendung, angepasst an die Zahnfarbe der Patient:innen, zum Einsatz. Alternativ bietet sich ein Goldgerüst mit einer Keramikverblendung an.
Bei CADdent® fertigen wir Marylandbrücken allerdings meist aus Vollzirkon für Gerüst und Verblendung. Die Vorteile sind:
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Biokompatibilität, keine allergischen Reaktionen
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Festigkeit und Haltbarkeit im täglichen Gebrauch
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Ästhetik aufgrund zahnähnlicher Farbe und Transluzenz, Einpassung in das natürliche Erscheinungsbild umgebender Zähne
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Geringe Wärmeleitfähigkeit, deswegen reduzierte Zahnempfindlichkeit
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Korrosionsbeständigkeit gegenüber Säuren und damit Langlebigkeit
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Geringe Plaque-Anhaftung, damit verbesserte Mundhygiene und geringere Infektionsrisiken
Vorteile vs. Nachteile der Marylandbrücke
Beim Einsatz der Marylandbrücke überwiegen deutlich die Vorteile. Doch sie ist nicht für alle Patient:innen geeignet. In den folgenden Abschnitten betrachten wir genauer die Vor- und Nachteile dieser Methode.
Vorteile:
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Minimalinvasiv und schmerzfrei, da geringes bzw. kein Beschleifen der Nachbarzähne
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Erhaltung der Zahnsubstanz der Nachbarzähne
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Hoch ästhetisch
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Sofortige Belastbarkeit der Adhäsivbrücke
Nachteile:
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Ablösung des Spezialklebers und damit Retentionsverlust der Adhäsivbrücke; allerdings Möglichkeit der sofortigen, unkomplizierten Reparatur durch die Zahnärzt:innen
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Keine Eignung für Patient:innen, die unter Bruxismus (Zähneknirschen) leiden, da Ablösung des Spezialklebers unter konstantem Druck
Wer zahlt für die Marylandbrücke?
Die Marylandbrücke ist – verglichen zu Implantaten – eine preisgünstige Zahnprothetik mit einem ästhetisch hochwertigen Resultat. Bei Erwachsenen übernimmt die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) die Leistung nicht, bei Privatversicherten hängt die Zuzahlung vom jeweiligen Tarif ab. Bei Kindern und Jugendlichen trägt die GKV die Kosten. Bei beiden Personengruppen übernimmt eine bestehende Unfallversicherung im Falle eines Unfalls, abhängig von der Tarifeinstufung, zumindest Teilkosten bis hin zu Vollkosten.
FAZIT
Die Marylandbrücke ist vor allem bei einem einzelnen Lückenschluss im Frontzahnbereich die beste Wahl für Kinder und Jugendliche mit weiterem Kieferwachstum. Ideal ist die Adhäsivbrücke als Langzeitprovisorium bei allen Personengruppen mit gesundem Zahnstatus bis zur Einsetzung eines Implantats. Empfehlenswert sind einflügelige Varianten, vor allem bei Solo-Zahnlücken.