Fixationsabformung: Die Kunst der Präzision in der Zahnmedizin
Wenn Zähne verloren gehen, wird die Bedeutung von Abformungen in der prothetischen Zahnmedizin besonders deutlich. Diese essenzielle Technik ermöglicht es, eine exakte Negativ-Abbildung des Gebisses zu schaffen. Was Zahnärzt:innen direkt im Mund der Patient:innen sehen, muss akribisch genau an die Zahntechniker:innen übermittelt werden. Dieser Blogbeitrag beleuchtet den faszinierenden Prozess der Abformung, bei dem das Negativ-Modell schließlich in eine präzise Positiv-Form umgewandelt wird. Dieser Übergang fungiert als entscheidende Verbindung zwischen der zahnärztlichen Untersuchung und der technischen Umsetzung im Labor. Lassen Sie uns eintauchen in die Welt der Fixationsabformung und ihre maßgebliche Rolle bei der Herstellung von präzisem Zahnersatz.
Schrittweises Vorgehen für die perfekte Passform
Die Herstellung von Zahnersatz ist Präzisionsarbeit. Neben der Kieferrelationsbestimmung ist die Fixationsabformung einer der wichtigsten Schritte bei der Herstellung eines kombiniert festsitzend-herausnehmbaren Zahnersatzes, wie beispielsweise einer Teleskopprothese, bestehend aus festsitzenden Primärteleskopen, fest verankert auf beschliffenen Restzähnen und herausnehmbaren Sekundärteleskopen. Die Friktion zwischen Primär- und Sekundärteleskopen sorgt für den sicheren und stabilen Halt im Kiefer. Damit beide Elemente perfekt ineinandergleiten, ist eine Fixationsabformung der Primärteleskope mit einem individuellen Löffel „State of the Art“ erforderlich. Gehen wir an den Start für das Verständnis einer meisterhaften Fixationsabformung am Beispiel von Teleskopprothesen. Denn die Abformung von präparierten Zahnstümpfen und Implantaten in einem Kiefer stellt für Behandler:innen eine echte Herausforderung dar, es empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen.
Die Steps bis zur Fixationsabformung einer Teleskopprothese
Von der präzisen Vorbereitung bis zur finalen Fixierung – die Fixationsabformung einer Teleskopprothese ist ein komplexer Prozess, der höchste Sorgfalt erfordert. Jeder Schritt zielt darauf ab, eine maßgeschneiderte Lösung zu schaffen, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional perfekt ist.
Fixationsabformung Step 1:
Die Zahnärzt:innen beschleifen im Gebiss vorhandene Restzähne, die vorgesehen sind für die Aufnahme der Primärteleskope. Ohne Restzahnbestand wird der Einsatz von Implantaten nötig.
Fixationsabformung Step 2:
Mit einem Rim-Lock-Abdrucklöffel aus medizinischem Edelstahl – ein standardisierter Abdrucklöffel, jeweils für das Ober- und Unterkiefer, befüllt mit Abdruckmasse – nehmen die Zahnärzt:innen eine originalgetreue Abformung des Gebisses vor. Während die intakten Zähne und die beschliffenen Zahnstümpfe sehr gut abgeformt werden, sieht es an tiefergelegten Stellen wie Gingiva, Umschlagfalten oder Lippen- und Zungenbändchen anders aus. Hier ist zur originalgetreuen Abformung ein Individuallöffel nötig, ein Unikat, das Zahntechniker:innen exklusiv anfertigen.
Fixationsabformung Step 3:
Die Abformung des Rim-Lock-Abdrucklöffels geht zu den Zahntechniker:innen. Sie erstellen anhand des Abdrucks das Sägeschnittmodell (oder kurz Sägemodell) zur Einzelstumpfdarstellung der beschliffenen Zähne bei festsitzendem Zahnersatz, am Beispiel der Teleskopprothese zur Aufnahme der Primärteleskope. Die beschliffenen Zahnstümpfe und Zähne bzw. Zahnsegmente sind einzeln herausnehmbar und zur digitalen Fertigung der Primärteleskope einzeln scanbar. Damit erreichen die Zahntechniker:innen die direkte zirkuläre Betrachtungsmöglichkeit präparierter Pfeiler und ermöglichen eine bessere Randanpassung, auch bei schwieriger subgingivaler Präparationsrandlage oder in Approximalbereichen. Auf Basis des Sägeschnittmodells fertigen die Zahntechniker:innen die Primärteleskope mit optimaler Einschubrichtung an. Sie ähneln optisch einem Kegel und tragen auf der Frontseite eine kleine Kugel, alternativ ein Widerhäkchen. Sie fragen sich, was die Funktion der Kugel bzw. Widerhäkchen ist? Dazu erfahren Sie mehr im nächsten Step. Die Primärteleskope gehen zur Anprobe an die Zahnärzt:innen zurück, inklusive eines Individuallöffels, angefertigt auf Basis des Sägemodells.
Fixationsabformung Step 4:
Die Zahnärzt:innen bringen die Primärteleskope ein und prüfen, ob der Sitz passt. Nun folgt die Fixationsabformung, auch Überabformung genannt. Der mit Abdruckmasse befüllte Individuallöffel nimmt die originalgetreue Abformung des Gebisses mit den Primärteleskopen vor. Durch die kleine Kugel bzw. das Widerhäkchen sammeln die Zahnärzt:innen alle Primärteile bei der Fixationsabformung im individuellen Abdrucklöffel ein und formen gleichzeitig Modellanaloge ab. Anders ausgedrückt: Die kleinen Kugeln bzw. die Widerhäkchen fixieren die Primärteleskope in der Abdruckmasse des Individuallöffels als Negativ-Form. Anschließend geht die Arbeit zurück an das Zahnlabor.
Fixationsabformung Step 5:
Auf Basis der eingesammelten Primärteile und der Modellanaloge samt einem Gebissabdruck fertigen die Zahntechniker:innen das Meistermodell. Es dient als Basis für das exakt passgenaue Prothesengerüst mit Keramikverblendung des herausnehmbaren Sekundärteleskops.
FAZIT
Abformungen sind in der Zahnmedizin unverzichtbar, wenn Zähne ersetzt, Schienen oder Spangen hergestellt werden müssen. Die analoge Version mit Abformungen per Handarbeit ist aufwendig und benötigt viel handwerkliche Expertise im Vergleich zu den digitalen Abbildungen einer intraoralen Abformung. Die Abformung mit einem Intraoralscanner und der digitale Workflow sind die Technik der Zukunft in der Zahnarztpraxis.