(Hybrid) Abutments – die Pfeiler der dentalen Implantattechnik

Eine Implantatversorgung besteht grundsätzlich aus drei Elementen: dem Implantat selbst, dem Abutment und der Krone. Das Abutment ist dabei das Bindeglied zwischen dem Implantat und der Krone, welches die Kraft von der Krone, beispielsweise durch Kaubewegungen, auf das Implantat und von dort auf den Kieferknochen weitergibt. Das macht das Abutment zur entscheidenden Komponente hinsichtlich Kraftübertragung, Lagesicherung, Gewebeformung und Ästhetik.

Beim Kauen wirken enorme Kräfte auf Zahn oder auch Zahnersatz ein, deshalb ist Stabilität ein wichtiges Kriterium, wenn es um die Wahl der richtigen Versorgung geht. Nun möchten sich Patient:innen mit ihrem Zahnersatz auch wohlfühlen. Neben Stabilität und Funktion spielt für das Wohlbefinden auch Ästhetik eine große Rolle. An dieser Stelle kommen Hybrid Abutments ins Spiel. Wenn es allein um Stabilität und Funktion geht, würde man bei der Implantatversorgung immer auf einteilige Abutments aus Titan zurückgreifen. Das Material entspricht dem des im Kieferknochen verankerten Implantats, ist stabil und biokompatibel. Aufgrund seiner Farbe und Opazität aber nicht unbedingt das ästhetischste.

Definition von Hybrid Abutments

Hybrid Abutments vereinen beides in sich. Einen guten Zusammenhalt mit dem Implantat aufgrund ihrer Titanbasis und die Ästhetik eines Käppchens aus Keramik, denn der Aufbau, der mit der Titanbasis verklebt wird, kann in Farbe und Transluzenz so ästhetisch sein, wie es der Materialstandard in der Branche gerade hergibt.

Hybrid Abutment

Wie sind Hybrid Abutments konstruiert?

Das Hybrid Abutment setzt sich dementsprechend aus zwei Teilen zusammen: Der metallischen Abutmentbasis – Standard ist hier Titan – und einem individuell gefertigten Aufbau aus Hochleistungskeramik, der mit der Basis verklebt wird. In der Regel kommt biokompatibles Zirkonoxid beim Aufbau zum Einsatz, es sind aber auch Materialvariationen wie mit Lithium(di)silikat, NanoComposite oder Gold möglich. Da Lithium(di)silikat sehr empfindlich und spröde ist, Composite in der Regel eher bei Interimsversorgungen eingesetzt wird und Gold ebenso wenig Transluzenz aufweist wie Titan und somit dunkel durch die Krone schimmert, ist dies aus unserer Sicht nicht zu empfehlen.

Vorteile von Hybrid Abutments

Hybrid Abutments vereinen die Vorzüge einteiliger, rein metallischer Abutments mit denen einteiliger rein keramischer Abutments. Die Titanbasis garantiert eine hohe Materialfestigkeit und verhindert einen Abrieb des Metallimplantats bei Mikrobewegungen. Der keramische Aufbau bringt ästhetische Vorteile und dient zur Aufnahme der Hybrid Abutment Krone.

Zum Vergleich: einteilige Abutments – metallisch, keramisch

Wie weiter oben bereits erwähnt, gibt es neben den Hybrid Abutments, also zweiteiliger Abutments, auch einteilige Abutments. Zum schnellen Verständnis hier ein kurzer Exkurs:

  • Einteilige metallische Titan Abutments weisen eine hohe mechanische Stabilität auf, allerdings haben sie einen erheblichen ästhetischen Mangel: Es besteht die Gefahr, dass dunkles Metall durchschimmert und so das optische Ergebnis trübt.

  • Einteilige Keramik Abutments weisen durch ihre zahnähnliche Farbe diesen Schönheitsfehler nicht auf, allerdings sind die Stabilität und wesentlich die Bruchfestigkeit geringer. Außerdem kann es bei einteiligen Keramik Abutments zu Metallabrieb zwischen dem Keramikpfeiler und der implantierten Titanhülse kommen.


Hybrid Abutments vereinen die Vorzüge beider Varianten einteiliger Abutments in sich, unter Vermeidung der jeweiligen Nachteile. Hybride Lösungen bieten sich für Einzelzahnimplantate, Implantatstege und Implantatbrücken im Frontzahn- und im Seitenzahnbereich an.

Nachteile von Hybrid Abutments

Ungleiche Materialien unter Belastung dauerhaft stabil zu verbinden ist alles andere als trivial und generell in der Langzeitbetrachtung eine mögliche Schwachstelle aufgrund alterungsbedingter Brüche. Der Aufbau und die Titanbasis können mit Adhäsiven verklebt werden oder mit Techniken wie Laserschweißen und Löten – je nach Material des Aufbaus – verbunden werden. Alle Methoden sind vergleichsweise aufwendig und benötigen viel Erfahrung. Dauerhafte Stabilität ist nur gewährleistet, wenn das Arbeitsprotokoll der gewählten Verbindungstechnik exakt eingehalten wird. Einteilige Abutments weisen dieses Manko natürlich nicht auf.

FAZIT

Hybrid Abutments verbinden die Vorteile etablierter Titan Abutments mit den Vorzügen einteiliger Keramik Abutments: hohe Stabilität kombiniert mit exzellenter Ästhetik. Preislich sind Hybrid Abutments konkurrenzfähig mit konventionellen Abutments. Als mögliche Sollbruchstelle und somit als Kontra könnte sich in der Langzeitbetrachtung die Verbindung zweier ungleicher Materialien erweisen.