Adhäsive Befestigung von Zirkonoxid

Mit der Möglichkeit der adhäsiven Befestigung von Zirkonoxid haben minimalinvasive ästhetische Restaurationen in der Zahntechnik Einzug gehalten. 

„Adhäsiv“ beschreibt das Adjektiv zu „Adhäsion“ was von lateinisch „adhaerere“ abgeleitet wird und so viel wie „anhaftend, ohne sich mit der Klebefläche zu verschmelzen“ bedeutet. Etwas, das adhäsiv befestigt wurde, ist somit unbeschädigt wieder ablösbar.

Der Einsatz von adhäsiver Befestigung in der Zahnmedizin benötigt dementsprechend keinen operativen Eingriff und auch die Nachbarzähne des zu ersetzenden Zahnes müssen nicht aufwendig bearbeitet werden.

Gründe die für eine adhäsive Befestigung von Zirkonoxid sprechen

Wie im vorangehenden Absatz erwähnt, ist bei einer adhäsiven Befestigung von Zirkonoxid kein operativer Eingriff notwendig, das Risiko für Patient:innen wir dadurch minimiert. Aber auch dem Zementieren wird die adhäsive Befestigung von Zirkonoxid in der Regel vorgezogen. Zum einen, weil die Versorgung fast rückstandsfrei entfernt werden kann und die Nachbarzähne dabei unbeschadet bleiben, zum anderen auch deshalb, weil das Komposit, welches als Haftverbund dient, lichtdurchlässiger und damit ästhetischer wirkt als grauer Zement. 

Adhäsive Befestigung Zirkonoxid

Wann eine adhäsive Befestigung von Zirkonoxid vermieden werden sollte

Trotz der vielen Vorteile, die eine adhäsive Befestigung von Zirkonoxid mit sich bringt, ist diese nicht immer sinnvoll. Zum Beispiel kommt eine Versorgung mittels adhäsiv befestigten Brücken nicht infrage, wenn die Nachbarzähne nicht gesund bzw. nicht frei von Karies sind oder der Schmelzmantel abgenutzt ist.

Sind die Nachbarzähne nicht gesund, bzw. müssen diese überkront werden, macht es durchaus Sinn die Zähne zu beschleifen und eine normale Brücke mithilfe von Zement einzusetzen.

Adhäsivbrücken

Adhäsivbrücken – häufig auch als Marylandbrücken oder Klebebrücken bezeichnet – werden immer noch als provisorische Lösung vor dem Einsatz der definitiven Versorgung gesehen.

Laut Prof. Dr. Matthias Kern, der sich eingehend mit minimalinvasiven Verfahren in der Zahnmedizin und damit einhergehend adhäsiv befestigtem Zahnersatz beschäftigt, steht die Langzeitbewährung von Adhäsivbrücken derer von konventionellen Brücken oder Einzelzahnimplantaten mit Kronen in nichts nach. Im Gegenteil: Metaanalysen zu Versorgungen im Schneidezahnbereich ergeben, dass die Langzeitergebnisse von Adhäsivbrücken aus Zirkon besser sind als die von Implantatkronen.

Nur eine von 20 adhäsiv befestigten Zirkonoxidbrücken geht über einen Zeitraum von 10 Jahren verloren, das entspricht einer Erfolgsquote von 95 %. Zum Vergleich: Bei Implantatkronen sind es fünf von 50.

Zweiflüglige Adhäsivbrücken aus Zirkonoxid

Wie die Bezeichnung „zweiflüglig“ bereits vermuten lässt, handelt es sich bei dieser Art der Versorgung um ein Brückengerüst mit zwei Flügeln – also Klebeflächen an zwei Seiten. Das Gerüst aus Zirkonoxid wird an beiden benachbarten Zähnen adhäsiv befestigt.

Einflüglige Adhäsivbrücken aus Zirkonoxid

Der Unterschied zur zweiflügligen Adhäsivbrücke ergibt sich aus der Bezeichnung. Anstatt zwei Flügeln gibt es bei der einflügligen Marylandbrücke nur eine Klebefläche, die an einem von beiden Nachbarzähnen befestigt wird.

Entgegen ursprünglicher Annahmen ist die einflüglige Variante der adhäsiv befestigten Zirkonoxidbrücken die stabilere. Ist das Brückenglied mithilfe von zwei Klebeflächen an beiden Nachbarzähnen befestigt, ist die natürliche Bewegungsfreiheit der Zähne stark eingeschränkt. Dadurch wirken die Kaukräfte ungebremst auf die Brücke ein und möglicherweise löst sich eine der beiden Klebeflächen vom Nachbarzahn ab. Wird dieser Umstand nicht sofort vom Patienten / von der Patientin bemerkt, birgt der dadurch entstandene Spalt ein hohes Risiko für Karies.

Die einflüglige Adhäsivbrücke bietet aber noch weitere Vorteile. Da es sich um ein Brückenglied mit nur einer Klebefläche handelt, ist sie kostengünstiger. Für das Verkleben muss außerdem nur ein Zahn aufgeraut werden und da keine Unterschnitte zwischen den Zähnen beseitigt werden müssen, ist auch die Präparation deutlich einfacher.

Adhäsive Befestigung von Zirkonoxid bei Bruxismus

Wie bei jeder Versorgung mit keramischer Verblendung bei Patient:innen, die an Bruxismus leiden, ist auch hier das Risiko von Chipping erhöht. Grundsätzlich stellen Adhäsivbrücken aber kein Problem dar – solange es sich um einflüglige Adhäsivbrücken handelt. Vor einigen Jahren noch, als zweiflüglige Klebebrücken vorherrschend waren, galt die adhäsive Versorgung bei Bruxismuspatient:innen als kontraindiziert, da die Klebeflächen durch das Knirschen enormem Stress ausgesetzt sind.

FAZIT

Vollkeramische Adhäsivbrücken werden in der Zwischenzeit seit über 20 Jahren eingesetzt. Es kann also auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgegriffen werden. Dieser zeigt, dass selbst bei Unfällen diese Art der Versorgung nicht bricht. Wenn überhaupt, lösen sich die Klebebrücken und können von Behandelnden erneut befestigt werden.

Auch die Sorge vor Knochenabbau unter Adhäsivbrücken ist unbegründet, wenn die Auflage des ersetzten Zahnes richtig gestaltet ist und der Patient / die Patientin diesen entsprechend mit Zahnseide sauber hält.

Bei der Anwendung der Adhäsivtechnik ist es dementsprechend nicht ausreichend die richtigen Materialien zu verwenden, sondern auch richtig vorzugehen. Behandelnde sollten das Verfahren kennen und richtig einsetzen können, um das gewünschte Ergebnis in Funktion und Ästhetik zu erzielen.